Ein Haus für einen Künstler

freie Masterthesis im Sommersemester 2016 

Lehrstuhl für Entwerfen und Gestalten, Professorin Uta Graff

 

Titel:   Angewiesenheit - Ein Entwurf für ein Wohnhaus in der Umgebung der Kunst

Einige Dinge erfordern einen Raum. Andere bedürfen einen Ort.

Dem künstlerischen Schaffen eines Menschen liegt ein System zugrunde. Dieses System ist ein abgeschlossenes Gedankenkonstrukt das jeglichen Einfüssen einer äußeren Realität erhaben ist.

Es basiert auf einer vom Künstler formulierten Annahme, die im System getestet und bis hin zum Empirischen geprüft wird. Der Charakter des Systems ist ebenso vielseitig wie der des Künstlers. Es kann einerseits über eine innere Gliederung verfügen, mit Analogien arbeiten und kongruente Entwicklungen vollziehen oder aber können seine Inhalte im Kontrast zueinander stehen, auf sachfremde Referenzen zugreifen und sich immer wieder neu kreieren.

In allen Systemen bestehen auch jene, die den «Ort» des Schaffens in sich aufnehmen: Land-Art.

Das Entwerfen für ein solches Arbeiten ist die Aufgabe meiner Masterthesis.

 

Nahe meines Heimatorts bestellt mein Vater seit über dreißig Jahren einen Acker mit großformatigen Kunstobjekten. Diesen Ort benennt er als «Garten des Heiligen Irrsinns». Im Kontext der Natur, die durch das Jahr Rhythmus gebend für die Arbeitsabläufe ist, entstehen sich wandelnde Installationen. Zu den Arbeiten schreibt Ralf-Michael Seele:

 

 „Oft wird das Leben mit dem Theater verglichen. Die Natur bietet dem Künstler die denkbar beste Kulisse. Auf der Ackerbühne errichtet er seine Zeichen des Lebens. Im Rhythmus von Tages und Jahreszeiten wechseln die Bilder. Die Naturkräfte fordern ihren Tribut, verändern die “Feldzeichen”und lassen sie eines Tages ganz verschwinden. Sie räumen den Platz für neue Ideen. Hierbei gibt es Parallelen zur “Prozeßkunst”, die Veränderungen und Prozesse stärker betont als Endprodukte. Franz Pröbster Kunzel begleitet diesen heiligen Kreislauf als aktiver Teilnehmer und stiller Beobachter.“

 

Ralf-Michael Seele in Feldzeichen – Lebenszeichen, Meiningen, 1998

Schwarzplan 

M 1:1000

Lageplan im Hofgefüge 

M 1:200


Umgebungsmodell 

Gipsguss

M 1:200

 

"Dasein hat sich, sofern es ist, je schon auf eine begegnende «Welt» angewiesen, zu seinem Sein gehört wesenhaft diese Angewiesenheit." 

 

Martin Heidegger: Sein und Zeit

§18 - Bewandtnis und Bedeutsamkeit; die Weltlichkeit der Welt, 

 

Grundriss

M 1:50

Räume

Schwellen

 

Konzeptmodelle 

M 1:50

Einbauten


Zur Gestalt

Nach der Auseinandersetzung mit Heideggers Text "Bauen, Wohnen, Denken" und dem Walter Seiters Text "Ohne Sehen geht das Trinken nicht - Zur Physik des Weinglases" wird klar: Die Dinge zu verwahren wird die Aufgabe des Hauses sein. Mit den Dingen zu sein ist die Absicht der Bewohner. Daraus entwickelt sich eine Gestalt, die von zwei Materialien und ihren Eigenschaften geprägt ist.

 

Sockel und Dach in Beton

Der beständige Beton bietet Widerstand und Statik. Seine skulpturale Ausformung hat die Dinge zum Thema. Er bildet ab, nimmt auf oder referenziert. Er wird als Skulptur die Zeit überdauern.

 

Wand und Raum aus Stampflehm

Der Lehm formt die Wände. Er ist thermische Trennung und Hülle für den Bewohner. Sein Vergehen über die Zeit ist im Entwurf des Hauses mitgedacht. Aus benutzen wird abnutzen.

 

Was bleiben kann, ist die Gestalt der Dinge in der Skulptur des Hauses. 

Haus als Ruine

Gipsguss

Konzeptmodell M 1:50

Die im Haus aufgenommenen Gegenstände

Eingang - Essdiele

Speis - Küche - Bad

Schlafzimmer - Wohnzimmer

Bad - Schlafzimmer


Schnitte 

M 1:50

süd

west

nord

ost


Ansichten 

M 1:50

Innenraumansichten 

M 1:50